Mein Schwager ist fein raus – der hat xxl

Sonst hat er immer am Heiligen Abend angerufen,

diesmal klingelte es am ersten Weihnachtstag

 morgens um 7 Uhr.

Dabei hätte ich gewarnt sein müssen,

 denn schon vor Wochen tönte er:

„xxl ist eine feine Sache, da zahl ich zwar mehr Grundgebühr, kann aber kostenlos und so viel ich will an Sonn- und Feiertagen telefonieren.“

Von wegen feine Sache: Wie komme ausgerechnet ich ganz oben auf seine Telefonliste, wo ich doch an

 Sonn- und Feiertagen entweder gerne lange schlafe

oder arbeite oder beides?

Ich also raus aus den Federn,

 bevor der Anrufbeantworter anspringt und ich mich 

 – zwar zu einer mir genehmen Zeit, aber eben doch kostenpflichtig 

 - zum Rückruf verpflichte, da ich kein xxl-Telefonierer bin:

Entweder schlafe ich an Sonn- und Feiertagen gerne lange oder ich arbeite oder beides.

Aber mein Schwager erzählt  gerne, vor allen an Sonn- und Feiertagen, wenn es ihn dank xxl nichts kostet oder ich ihn zurückrufe.

 Eine lange antrainierte, aber manchmal auch hinderliche Eigenschaft von mir ist, dass ich nicht richtig hinhöre, wenn ich noch unausgeschlafen bin.

Denn eigentlich hätten  zum zweiten Mal  die Alarmglocken schrillen müssen, als er mit der Neuigkeit herausrückte, dass er weitere gemeinsame Bekannte und meine Eltern von den Vorzügen des kostenlosen Telefonierens an Sonn- und Feiertagen überzeugen konnte.

Eigentlich eine preisverdächtige Leistung, die besondere Anerkennung verdient, denn meine Eltern stehen technischen Neuerungen nicht gerade aufgeschlossen gegenüber. Zugegeben, sie besitzen ein Telefon und benutzen es auch gerne, aber schon vor Jahren haben sie nicht verstanden, wenn ihr Anruf ungelegen kam. „Stören wir gerade?“, fragten sie zwar höflich, doch mit meiner Erklärung, „ja, ich war bis gerade im Internet und habe mich da inter-nett unterhalten, aber da ich das Telefon auf Anklopfen gestellt habe, habt ihr mich rausgekegelt“, beeindruckte sie wenig.

 Also war ich zum Handeln gezwungen. Xxl kam für mich nicht in Frage, denn entweder schlafe ich an Sonn- und Feiertagen gerne aus oder ich muss arbeiten oder beides. Aber dsl sollte es schon sein: Zwei Leitungen, eine für das Telefon und eine für das Internet; eine feine Sache eigentlich. Bis zum vergangenen Sonntag jedenfalls. Da musste mein Schwager dann auch die letzten gemeinsamen Bekannten von den Vorzügen von xxl überzeugt haben und ihnen zum Ausprobieren wohl auch meine Nummer mitgegeben haben.

Es war die Richtige, wie ich um 7 Uhr feststellte.

Meine zwei Telefon-Leitungen waren für die vielen Kostenlos-Anrufer ein großer Vorteil, denn während ich noch „ja, du bist richtig, nein ich war schon auf, das Telefon hat geklingelt“ in den einen Hörer gähnte, sprang am zweiten Apparat schon der Anrufbeantworter an. Mittags nutzte ich eine kurze Klingelpause, um mich zur Arbeit zu stehlen. Es war ein ruhiger Arbeitstag, den ich schon fast rituell telefonisch mit dem Code „Einmal die 104 bitte“ beendete. Zuhause angekommen, war es verdächtig lange ruhig, doch genau eine Minute nach dem Klingeln des Pizza-Manns meldete sich wieder mein Telefon. Es waren meine Eltern. „Kind, kaust du gerade?“, fragte meine Mutter.

 Auf mein „Ja, ich bin gerade beim Abendessen“, hätte ich schon etwas Bedauerndes erwartet, aber nicht „So spätes Essen ist gar nicht gesund. Wir wollten aber unbedingt noch vor Mitternacht anrufen, denn danach wird es teuer.“

 Um 2 Uhr hatte ich dann endlich meinen Anrufbeantworter abgehört, der letzte Spruch kam von meinem Schwager: „Ruf mich doch bitte morgen zurück, aber bitte nicht so spät. Ich konnte dich heute nicht erreichen. Entweder es war besetzt oder du warst nicht zuhause.“

Mein Schwager ist fein raus – der hat xxl

 

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